Bildschirmtext

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Titel der BTX "Brotkasten Corner"-Demo

Bildschirmtext oder kurz BTX war ein Onlinedienst, der am 1. September 1983 von der Deutschen Bundespost eingeführt wurde. In der Bevölkerung wurde BTX scheinbar lange Zeit mit dem Teletext in Fernsehgeräten verwechselt. Dies geschah vor allem deshalb, da der gleiche Dienst in der Schweiz sich Videotex (ohne t am Ende) nannte.

BTX verband Telefon und Bildübertragung und war so gesehen eine Art Vorgänger des Web-Browsings im Internet. Die aufgerufenen Seiten wurden entweder seiten- oder zeitabhängig über die Telefonrechnung bezahlt. Neben Informationsabrufen konnten auch Waren per Versandhandel gekauft, Online-Banking durchgeführt oder mit anderen BTX-Teilnehmern per Foren oder Chat kommuniziert werden.


Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • BTX wurde bereits 1977 auf der internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt.
  • Im Jahr 1980 startete ein Feldversuch mit etwa 2.000 Teilnehmern in Düsseldorf, Neuss und Berlin. Die Deutsche Bundespost hoffte darauf, BTX bis 1986 mit rund einer Million Benutzern zu betreiben. Jedoch fanden sich in diesem Zeitraum nur 60.000 Benutzer für den BTX-Dienst.
  • Die Eine-Million-Benutzer-Marke wurde erst erreicht, als T-Online (eine Tochterfirma der Telekom) 1995 den BTX-Dienst mit E-Mail und Internet-Zugang koppelte.
  • Die Telekom stellte den BTX-Dienst in Deutschland offiziell am 31.12.2001 ein.
  • Eine abgespeckte Variante für Online-Banking-Kunden wurde bis zum 10. Mai 2007 weiter betrieben.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeichensätze für BTX

BTX erforderte ursprünglich spezielle Hardware, die bei der Post gekauft oder gemietet werden musste. Die Übertragung der Daten erfolgte über das Telefonnetz mit einem Modem (DBT-03) oder Akustikkoppler. Die Darstellung geschah am Fernseher oder an einem speziellen BTX-Gerät.

Ursprünglich verwendete BTX - ebenso wie das französische Minitel - den britischen PRESTEL-Standard (Wordkombination aus "press" und "telephone"). Später wurde der CEPT-Standard T/CD 6-1 (Conférence Européenne des Administrations des Postes et des Télécommunications - Europäische Konferenz der Verwaltungen für Post und Telekommunikation) verwendet. Im Anschluss wurde dann noch auf den abwärtskompatiblen KIT-Standard (Kernal for Intelligent communication Terminals) umgestellt. Dieser setzte sich jedoch nie richtig durch und verlor immer mehr an Bedeutung.

Mit dem CEPT-Standard wurde es möglich, Grafikseiten mit einer Auflösung von 480×250 Bildpunkten zu übertragen bei gleichzeitig 32 darstellbaren Farbe aus einer Palette von 4.096 Farben. Dies entsprach den technischen Möglichkeiten der frühen 1980er-Jahre. Viele BTX-Seiten von damals sahen aus wie die noch heute verwendeten Seiten des Videotext im Fernsehen. Anstelle echter Grafiken kamen und kommen Pseudografiken mit farbigen ASCII-Zeichen zum Einsatz.

Die BTX-Seiten wurden mit bis zu 1.200 Bit/s bzw. Baud übertragen, wobei es sich dabei um ganze Bildschirmseiten handelte. Eine Anforderung einer BTX-Seite wurde mit 75 Bit/s gesendet. Mit der Weiterentwicklung der Modemtechnologie wuchsen auch die Übertragungsgeschwindigkeiten. Dieser Entwicklung trug auch die damalige Bundespost Rechnung.

Mit der Zulassung von Softwaredecoder war es später in Verbindung mit einem PC auch möglich, Computerprogramme (vor allem Shareware und Updates) herunterzuladen.

Nutzungskosten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kosten fielen für den Abruf einer Seite an. Dabei hatten die Anbieter relativ freie Hand was die Kosten anging. Angefangen von kostenlosen Angeboten konnten der Seitenpreis zwischen 0,01 DM und 9,99 DM liegen. Manche Anbieter bevorzugten die Abrechnung nach Zeit, wobei hier die Kostenspanne von 0,01 DM bis 1,30 DM je Minute liegen konnte. Die Kosten wurden dann über die Telefonrechnung abgerechnet.

Die teilweise sehr hohen Kosten sowie die recht großen Einschränkungen verhinderten die Durchsetzung von BTX am Markt. Dazu trug auch das Monopol der Bundespost bei, denn alle Verträge mussten mit der Bundespost abgeschlossen werden. Auch das Monopol der Bundespost in Bezug auf Geräte dämpfte die Verbreitung. Das Monopol fiel erst Anfang der 1990er-Jahre, doch da war es schon zu spät, um BTX noch zu retten.

BTX-Werbung für C64[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BTX-Seite von Commodore

In der 64'er und in anderenComputerzeitschriften wurde in der Regel seit Ende der 1980er- bis Mitte der 1990er-Jahre für BTX geworben. Für den C64 gab es auf 5,25"-Disketten BTX-Demos. Um an einem Heimcomputer wie dem C64 BTX zu nutzen, wurde ein BTX-Modem (V.23 1200/75 Baud) wie das DBT-03 oder dataphon s21-23d und entsprechende BTX-Decodersoftware benötigt.

Der Markt & Technik Verlag vertrieb unter dem Namen 64'er-BTX einen Software-Decoder zusammen mit einem Adapterkabel zum Anschluss eines C64 oder C128 an die BTX-Leitung. Da BTX für die Seitendarstellung eine Auflösung von 480×240 Pixeln bei 32 aus 4.096 Farben unterstützte, was die Fähigkeiten eines C64/C128 überforderte, war eine korrekte Anzeige aller Seiten mit diesem Software-Decoder nicht möglich.
Zur vollständigen Nutzung eines C64/128 als BTX-Terminal war ein Hardware-Decoder erforderlich, an den dann ein Monitor angeschlossen werden konnte.


Modems und Decoder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BTX-VTX-Interface der Firma Drews

Die Benutzerauthentifizierungen wurde direkt im BTX-Gerät hinterlegt und konnten nicht geändert werden. Das Passwort wurde vom Benutzer selbst eingerichtet und konnte auch geändert werden. Später konnten auch normale Modems oder spezielle Hardwaredecoder verwendet werden. Hierzu musste man dann eine Softwarekennung bei der Bundespost beantragen. Für den C64 gab es ein spezielles BTX-Modul, das in den Expansionsport gesteckt wurde.


Übersicht

  1. BTX-Steckmodul
  2. BTX Decoder Modul (16 KByte ROM)
  3. BTX Decoder Modul II (32 KByte ROM, Siemens)
    • MC6803 EP, 20 KByte RAM
    • 68HC34 dual port RAM
  4. CBM 6499 (300/300 und 1200/75 Bd BTX)
  1. BTX-Modul (REX 9605)
  2. BTX-Modul (PM) (REX 9687)
  3. Telefon-Modem + BTX (REX 9606)

Fazit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die falsche Kostenpolitik, das Geräte-Monopol, das zu spät fiel, und die erheblichen Einschränkungen waren schließlich der Tod von BTX. Das aufkommende Internet mit seinen größeren Möglichkeiten gewann schnell an Bedeutung. Auch die damals noch bessere Verschlüsselung im Bereich des Online-Bankings konnte da nicht weiter helfen.


Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

WP-W11.png Wikipedia: Bildschirmtext


Videos