Interview mit Joseph Barwick

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Interview
Interview mit Joseph Barwick, alias Stainless Steel
Bekannt als SID-Musiker
Geführt von Stefan Egger
Erstveröffentlichung SCACOM-Aktuell Ausgabe 5 (April 2008)


Hallo Stainless Steel! Stell dich vor!

Mein Name ist Joseph Barwick. Ich bin jetzt 34 Jahre alt und Systeminformatiker in einer Bank.
In der "C64-Szene" bin ich mehr oder weniger als "Stainless Steel" bekannt. Der Name stammt noch aus meiner Jugendzeit in der Szene als ich mit der Gruppe "Paramount" auf dem C64 unterwegs war.


Warum magst du den C64 - war es vielleicht dein erster Computer?

Mein erster Computer war ein C16. Ich hatte bei meinem Cousin den C64 (genauer gesagt war es ein SX-64) zum ersten Mal gesehen und war fast jedes Wochenende bei ihm und wir haben „G.I. Joe“ und andere Sachen gespielt (das muss so 1985 gewesen sein)
Leider hatte ich nicht genug Geld für einen C64, deswegen habe ich zuerst einen C16 bekommen. Etwas später konnte ich dann aber doch einen richtigen C64 für etwa 400 DM mit Datasette kaufen. Danach kam noch eine Floppy dazu. Irgendwann nachher wurde noch ein „Expert Cartridge“ von Trilogic und das DolphinDOS gekauft.
Ich weiß noch wie ich, bevor ich einen eigenen C64 hatte, jeden Tag nach der Schule in der Computerabteilung im Wertkauf (wurde später von Wal-Mart aufgekauft) stundenlang herum stand und Spiele am C64 gespielt habe oder meine Lieblingsdemos auf alle Maschinen geladen habe. Ich erinnere mich noch an das Spiel „One man and his Droid“. Ich hasste dieses und die Musik war so schrill, aber genial!
Mit anderen Worten: Ich habe den Großteil meiner Jugend dann vor dem C64 verbracht. Während die anderen gleichaltrigen anfingen in die Disco zu gehen und sonstige Aktivitäten zu unternehmen, saß ich Zuhause vor dem C64. Der C64 war sozusagen mein Einstieg in die Computerwelt.
Der C64 ist Heute ein Stück schöner Jugenderinnerung für mich. Ich habe leider selbst keinen mehr und benutze einen Emulator(VICE).


Warum findest du den SID gut und machst Musik auf ihm, wie kam es dazu?

SID-Musik hat mich von Beginn an sehr interessiert. Wie es dazu kam, kann ich nicht mehr genau sagen. Eines meiner frühen SID-Erlebnisse muss wohl der "Kawasaki Rythm Rocker" gewesen sein.
Meine Freunde haben mich damals schon für verrückt erklärt, weil ich die SID Musik aufgenommen und am Walkman gehört habe :-D
Ich wollte immer schon Musik auf dem SID machen, allerdings gab es damals nur sehr wenige Programme.
Ich hatte natürlich die üblichen "Verdächtigen", die es zu der Zeit gab, alle ausprobiert (Soundmonitor, Rockmonitor, später Futurecomposer etc.). Allerdings habe ich das Konzept der "SID-Programmierung" nie ganz verstanden.
Es gab auch keinen, der einem was dazu sagen konnte. Diejenigen, die SIDs gemacht haben, waren meist sehr weit entfernt und die "guten" Programme waren nur einem engen Kreis von Leuten zugänglich.
Erst sehr viele Jahre später (2003) habe ich zuerst mit dem Music Assembler und dann in 2005 mit sehr viel Hilfe von Glenn Rune Gallefoss (GRG/SHAPE) und seinem Musikprogramm "SDI (Sid Duzz It)" gelernt SID-Musik selber zu machen.
Ich hatte zuvor schon seit Anfang der 90er Jahre auf dem Amiga mit Protracker/Startracker und später dann auf dem PC mit FastTracker 2 viel Musik im MOD/FT2 Format gemacht.


Welche Computer besitzt du heute?

Einen stinknormalen PC von der Stange mit Windows XP.


Was sind deine Projekte und was machst du in Zukunft noch?

Viel SID-Musik. Momentan arbeite ich an meiner dritten Musik-Demo für den C64.


Wie schätzt du den SID ein? Gibt es Geheimnisse oder interessante Dinge zu berichten?

Der SID ist für mich der beste Soundchip, den es gibt :-)
Ich würde sagen, technisch gesehen ist der SID schon sehr ausgereizt. Im Multispeed-Bereich gibt es wahrscheinlich noch ein paar Tiefen auszuloten.


Wie machst du die Musik am C64?

Wie gesagt nutze ich seit 2 bis 3 Jahren den SDI von Geijr Tjelta und Glenn Rune Gallefoss.
Da ich leider keinen funktionsfähigen C64 mehr besitze, mache ich alle meine Sachen auf dem VICE-Emulator.


Es gibt eine heftige Diskussion über Emulation. Was denkst du darüber?

Ja, da ich selber zu den "Emulamern" gehöre, bin ich natürlich etwas befangen.
Mit dem Emulator zu arbeiten, ist natürlich immens komfortabel, jedoch ist es eben nur eine Emulation.
Gerade bei der SID-Emulation gibt es immer noch deutliche Unterschiede zwischen der Emulation und dem Original.
Das habe ich gerade erst bei meinem Beitrag zu dem SID-Wettbewerb auf www.c64.sk gemerkt, als ich eine meiner Musik aufgenommen von einem C64 gehört habe.
Auf der anderen Seite finde ich, die Emulation hat ihre Vorteile. Grade was die Unterschiede im Klang zwischen den SID-Chips angeht, sei es zwischen dem 6581 und dem 8580 oder sogar zwischen zwei 6581 der gleichen Revision, da hat die Emulation einen definitiven Vorteil!
Auf der Emulation (VICE oder Sidplay etc.) ist der Sound immer gleich.
Ich muss mich nicht fragen, ob der Filter-Cutoff auf einem anderem C64 sich noch gut anhört und was sonst noch.


Was ist dein Lieblingsmusiker und Lieblings SID-Sound?

Oh, das ist eine schwere Frage. Es gibt nicht "DEN" Lieblingsmusiker, eher eine lange Liste von Lieblingsmusikern.
Laxity dürfte aber an ziemlich vorderster Stelle sein.


Welche Musiker magst du noch?

Den größten Teil des HVSC-Verzeichnisses.
Abseits des SID mag ich noch Pink Floyd, Jean Michael Jarre, RUN DMC, Public Enemy, The Doors, Beastie Boys, Jamiroquai etc., etc.


Was machst du noch mit dem C64? Was spielst du so am 64er?

Ich programmiere noch ein bisschen in Assembler.
Hauptsächlich um meiner Musik ein Rahmenprogramm zu geben, das ein bisschen unterhaltsamer ist als ein einfaches INC $d020 / DEC $d020.
Ich bin allerdings nur ein eher mittelmäßiger Programmierer.
Ich spiele eigentlich so gut wie gar nicht, da mich am C64 hauptsächlich die SID-Musik und Demoprogrammierung interessiert.


Welche Soundchips findest/fandest du noch gut?

Die Paula vom Amiga fand ich noch ganz toll, darauf habe ich auch lange Musik gemacht.


Danke für das Interview!

Kein Problem!


(Anmerkung: Das C64-Wiki-Team hat das Interview entsprechend korrigiert!)


Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]