Interview mit Player One

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Interview
Interview mit Player One
Bekannt als Autor des Romans 64
Geführt von Thorsten Schreck, Stefan Egger
Erstveröffentlichung SCACOM-Aktuell Ausgabe 6


Player One 64 ani.gif
"Cover"

Wie bist Du zu Deinem C64 gekommen?

Der C64 war ein Weihnachtsgeschenk von meinem Vater. Er hatte erst einen VC-20 gekauft, dann aber festgestellt, dass kurz darauf mit dem C64 ein Computer mit weitaus mehr Möglichkeiten auf den Markt kam. Also wurde der VC-20 umgetauscht. Guter Tausch übrigens.


Was machst du mit dem C64? – hauptsächlich Spielen, nehme ich mal an?

Mit 11 oder 12 Jahren habe ich am C64 hier und da mal ein Programm verfasst. Die 5.25-Zoll-Disketten existieren noch, ich muss zusehen, dass ich das Material mal in das .d64-Format bekomme. Ich hatte ein Westernspiel mit schöner 2D-Karte, Tastaturgrafik und Wer-zieht-zuerst-Duellen programmiert. Was ich ansonsten (mit dem Emulator) mache: Spielen, Demos anschauen und mich auf die Jagd nach Programmen begeben, die ich damals hatte. Irgendwann, wenn ich mal richtig Zeit habe, werde ich mir die Boulderdash-Varianten aus der Gamebase vornehmen.


Hast Du schon mal ein C64-Programm geschrieben?

Ich habe als Kind immer versucht, Strategie- und Abenteuerspiele zu programmieren. Fertig geworden ist aber sehr wenig. Ich habe nur in Basic programmiert, Maschinensprache war für mich immer ein Buch mit sieben Siegeln. Mein umfangreichstes Programm war mal ein Reversi auf dem Amiga. Das war aber nicht das schnellste. ;-)


Welche Commodore Computer besitzt du? Auch Amigas?

Ich habe noch einen lauffähigen C64 (von dem sich nur Space und die Restore-Taste verabschiedet haben), und einen funktionierenden Amiga 600 – da ist demnächst „Lemmings 2 – The Tribes2 dran. Ein tolles Spiel, das ich seinerzeit nicht ganz durch hatte. Sowas kann ich nicht auf mir sitzen lassen.


Dein Roman beschreibt eine Person in der Welt des C64, gibt es da Ähnlichkeiten zu Deiner realen Person?

Jede Menge. Ich denke, die Mischung aus echter und virtueller Realität kann spannend sein und führt auch zu witzigen Situationen. Besonders, wenn man als 12jähriger mit Freunden im Schulbus sitzt und Gespräche führt wie "Nein, Du musst erst den Silbertempel zerstören und dann unsichtbar in den Drachenhort eindringen" - "Ach so, dafür ist der magische grüne Helm!" Und die Mädchen starren uns verständnislos an…

Im Grunde ist ja das ganze Buch eine Mischung aus der Realität und den Erlebnissen aus Spielen. Und wenn der Leser dann etwas ins Grübeln kommt, was echt und was virtuell ist, ist das nur gut.


Aus welchem Zeitraum stammen die im Roman zitierten Spiele?

Ich schätze, 83-87. Am spannendsten war natürlich Pirates!, gerade, wenn man es im Sommer gespielt hat, hat es unheimlich Atmosphäre entwickelt. Dieses Südseegefühl hat danach eigentlich nur noch "Tropico" am PC schaffen können.


Wie viele Exemplare sind verkauft worden?

Seit 2003 sind über 500 Exemplare verkauft worden – das ist für ein Hobbyprojekt auf Books on Demand ganz ordentlich und deckt so ungefähr die Kosten (damals war Books on Demand noch deutlich teurer als heute). Das Buch ist noch bis Ende 2008 erhältlich, so dass ich deutlich im grünen Bereich bin. Ich bin ganz zufrieden mit dem bisherigen Verkauf, zumal ich nicht wußte, worauf ich mich einlasse und es keine Werbung gab - nur einige Forenbeiträge. Ich schätze, die meisten haben aus dem Forum64 vom Buch erfahren, oder einfach mal bei Amazon nach "Commodore 64" geschaut. Und dann erstaunt festgestellt, dass nach mindestens 10 Jahren Funkstille endlich wieder ein Buch hierzu erschienen ist.

Bei einem Verlag hätte ich mit 64 wohl keine Chancen gehabt. Ich habe es an zehn Verlage geschickt, bevor ich die Schnauze voll hatte und es auf eigene Faust herausgebracht habe. Von drei Verlagen kamen Ablehnungen, vom Rest nichts. Die letzte Ablehnung kam erst, als das Buch schon lange veröffentlicht war.


Wie lange hast Du an dem Roman geschrieben?

Etwa einen Monat lang. Das muss irgendwann zwischen November und Dezember 2002 gewesen sein. Ich hatte gerade keine Aufträge, habe mich abgeschottet und vor allem nachts geschrieben. Ich kriege immer kurz vor einer Veröffentlichung die Panik, dass mir jemand die Idee wegschnappt. Und hetze dann schon mal etwas.


Was schreibst Du sonst noch für "Zeug"?

Vor allem Schulbücher und Unterrichtsmaterialien. Aber auch böse Briefe an Bürokraten und Auftragsarbeiten in verschiedenen Bereichen. Im Prinzip schrecke ich vor nichts zurück. Momentan habe ich aber wieder einiges an eigenen Ideen, so dass diesen Sommer mal wieder ein Buch dran ist, was ich aus Spaß schreibe.


Welche Chancen siehst Du für eine Fortsetzung?

Sagen wir es mal so: In der Gamebase 64 sind inzwischen ca. 16.000 Spiele. Beim Durchforsten kommt man schon auf die eine oder andere Idee. Andererseits ist eine Geschichte wie „64“ nicht so ohne weiteres fortzusetzen. Ich will keinen Abklatsch davon schreiben, will aber auch nicht komplett in etwas anderes abdriften. Ausschließen oder ankündigen kann ich also erstmal nichts. Aber Enthusiasmus für das Thema ist schon da.


...und was kannst Du über den Inhalt verraten?

Es gibt noch nichts zu verraten, weil es noch überhaupt nichts gibt.


Nutzt Du auch heute noch den C64?

Ja, er läuft jetzt seit mehr als 20 Jahren. Die Tasten "Restore" und "Space" haben sich zwar verabschiedet, aber er ist weiterhin betriebsbereit. Vor einer Weile hatte ich ihn an der TV-Karte des PC, um mal wieder an die alten, selbstprogrammierten Dinge heranzukommen. Überhaupt eröffnet die Kombination alter und neuer Technik tolle Möglichkeiten. Es soll ja Leute geben, die ihren C64 internetfähig gemacht haben.


Die letzte News auf deiner Homepage ist vom 14.08.2005 (Stand: Juni 2008). Da steht was über dein neuestes Buch „Nie wieder Lebenshilfe! Ratgeberfrei in 7 Tagen". Erzähle was darüber!

Ja, einige Seiten hatte ich seit längerem nicht mehr aktualisiert. Dass es jetzt fast schon wieder drei Jahre sind, ist aber schon heftig. Das von Dir angesprochene Buch ist einfach als Reaktion auf die Flut von Ratgeberliteratur entstanden, die den Leuten erzählen will, wie sie sich zu ernähren haben, wie sie auszusehen haben, was Erfolg ist und wie man sich am besten entspannt. Von diesen Büchern sind maximal 10% brauchbar – der Rest ist total weltfremd, besteht aus Binsenweisheiten oder verunsichert viele Menschen nur. Dass es noch nicht zu einem Volksaufstand gegen diese selbsternannten Ratgeber gekommen ist, wundert mich. Wie bei „64“ und dem „Handbuch Ghostwriting“ war mir auch bei „Nie wieder Lebenshilfe“ der Gedanke wichtig, der Erste zu sein, der etwas zum Thema veröffentlicht. ;-)


Welche nicht-C64-Projekte gibt es in Zukunft?

Falls Du Buchprojekte meinst, schweige ich als loyaler Ghostwriter lieber. Ob ich privat so bald wieder zum Schreiben komme, weiß ich auch noch nicht. Allerdings übernehme ich bald das Mensa-Ortsblatt hier in Thüringen. Dabei kann und werde ich mir auch von Eurem Magazin einiges ab-schauen, was die Gestaltung und Themenbreite betrifft.


Ist auch was über den C64 geplant?

Derzeit nicht – aber der C64 bleibt für mich ein Thema, zu dem mir immer mal wieder etwas einfällt. Momentan entdecken wohl gerade die Verlage die „Generation C64“ – siehe die Fachbücher zu Commodore und den Roman „Extraleben“. Ob es mal für eine Fortsetzung von „64“ reicht, kann ich allerdings nicht sagen – dafür sind eigentlich schon zu viele Ideen im Buch verbraten. Aber man soll ja niemals nie sagen. Einigen soll „64“ ja gefallen haben, wenn die Kritiker auch für gewöhnlich etwas lauter sind. Ansonsten reizen mich: Science-Fiction, Fantasy und Rollenspielsysteme. Durch-aus möglich, dass ich mich dazu noch mal melde.


Hast du schon ein neues Buch herausgegeben? Was ist der Inhalt davon?

Mein letztes Buch ist das „Handbuch Ghostwriting“, für das ich auch endlich mal meinen echten Namen herausgerückt habe. Wie der Titel schon sagt, gibt das Buch einige Tips zum Schreiben für Andere. Ansonsten war ich noch an einigen Schulbüchern beteiligt, demnächst stehen auch einige Schreib- und Buchprojekte an.


Wie lang gibt es das Buch „64“ noch? Du sagtest bis Ende 2008 – das ist ja schon vorbei!

Ende 2008 stimmt, danach müsste man das Buch in Antiquariaten suchen. Passt ja zum Retrobereich.


Danke für das Interview – willst du noch was loswerden?

Ich habe zu danken. Klar will ich was loswerden: Ihr macht ein umfangreiches, tolles Magazin (Anmerkung: SCACOM-Aktuell)!


Danke für das Lob – wir werden uns weiter bemühen! Viel Erfolg mit deinen weiteren Büchern!


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Anmerkung: Von Stefan Egger überarbeitet, aktualisiert und erweitert.


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