Infocom

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Infocom
Infocom Firmenlogo
Gründungsdatum 1979
Firmenschließung 1989
Unternehmenssitz Cambridge, Massachusetts, USA
Firmenleitung Dave Lebling, Marc Blank, Albert Vezza, Joel Berez
Mitarbeiter Steve Meretzky, Dave Lebling,
Marc Blank, Albert Vezza,
Joel Berez
Branche Entwicklung von Computerspielen
Informationen Wurde 1986 von Activision übernommen


Infocom wurde im Jahr 1979 am Massachusetts Institute of Technology von den MIT-Angehörigen Dave Lebling, Marc Blank, Albert Vezza und Joel Berez gegründet. Bekannt ist die Firma hauptsächlich für ihre als Interactive Fiction vertriebenen Textadventures, und gilt als hauptsächlicher Begründer des IF-Genres.


Firmenhistorie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Anfang
Der ursprüngliche Hauptvorsatz der Infocom-Gründer war eigentlich die Herstellung "seriöser" Business-Anwendungen - Spiele galten als "verspielt" und "unseriös" und damit wenig attraktiv für potentielle Geldgeber. Die Umsetzung des ersten Infocom-Produktes Zork von der MIT-Mainframe auf die viel kleineren Heimcomputer der Zeit diente somit zunächst nur als Mittel zum Zweck, um erstes Geld zu verdienen, ein Produkt zum Vorzeigen für Investoren zu haben, und als computertechnische Fingerübung. Der unerwartete und große Erfolg von Zork machte es dann aber fast schon zwingend erforderlich, die Spieleproduktion weiter fortzuführen. Durch das klug angelegte Zork-Grundgerüst als virtuelle Maschine mit Z-Code-Spieledaten auf der einen und Z-Machine-Interpreter auf der anderen Seite, waren die Infocom-Spiele leicht auf viele unterschiedliche Systeme portierbar, da immer nur der Interpreter entwickelt werden musste, während sich die Spieleautoren weitgehend auf die literarische Qualität des Spielerlebnisses und das Verfassen der Geschichten konzentrieren konnten, ohne dabei nennenswert gute Programmierer sein zu müssen. So konnte Infocom in relativ kurzer Zeit mehrere Adventures herausbringen, die sich durch ihr hohes inhaltliches Niveau und ihre Originalität großer Beliebtheit erfreuten und über Jahre die Verkaufs-Charts für Spiele dominierten. Infocom wuchs entsprechend schnell, steigerte Gewinn und Umsatz, und musste innerhalb weniger Jahre mehrmals in grössere Gebäude umziehen. Weitere kluge Entscheidungen in der frühen Firmengeschichte, wie die Übernahme des Vertriebssystems und die Beigabe von spielrelevanten haptischen Gimmicks (den "Feelies", die z.T. auch als probater Kopierschutz dienten) festigten Infocoms Ruf als aussergewöhnlicher und innovativer Hersteller, der clevere und humorvolle Spiele für Käufer mit hohen Ansprüchen entwirft.

Der Wendepunkt
Infocoms Gründer und Leiter hatten die Ur-Idee, die Entwicklung ernsthafter Anwendungen, nie aus den Augen verloren. Es wurde also neben der erfolgreichen Spiele-Schiene eine Datenbank namens "Cornerstone" entwickelt, die vor allem dBase der Firma Lotus Konkurrenz machen sollte. Doch obwohl Cornerstone durchaus mit sehr guten Kritiken gewürdigt wurde, war es mit seinen vorhandenen Schwächen nicht die "Killer-Applikation" mit der man den sich ständig weiterentwickelnden und erfahrenen Marktführern im Datenbanksegment wirklich Konkurrenz machen konnte, und verkaufte sich dementsprechend viel schlechter als erwartet. Auch war die Finanzierung des Cornerstone-Projekts zu optimistisch angelegt und wenig solide, so dass Infocom spätestens im Sommer 1985 in so große finanzielle Schwierigkeiten geriet, dass das baldige Ende drohte. Als scheinbarer Rettungsanker erwies sich Activision, das sich 1986 bereit fand, Infocom für 7.5 Millionen US-Dollar aufzukaufen und so den Fortbestand zu sichern. Man war damit zwar kein eigenständiger Herausgeber mehr, aber weiterhin Entwickler.

Das Ende
Was zunächst als Rettung schien, erwies sich schnell als Fahrstuhl nach unten. Schon bald nach der Übernahme ereignete sich ein personeller Wechsel an Activisions Führungsspitze, der im Endeffekt bedeutete, dass die Mutterfirma Activision ihrer Abteilung Infocom auf zwischenmenschlicher Ebene nicht mehr wie vorher freundlich, sondern eher feindlich gesonnen war. Die Bilanzanforderungen an Infocom wurden ebenso hochgeschraubt wie die Erwartungen an die Zahl der jährlich zu entwickelnden Spiele. Die Stimmung innerhalb der Firma verschlechterte sich zusehends. Auch konnten die neuen Adventures, wenngleich immer noch qualitativ sehr gut, nicht mehr das äußerst hohe Niveau der früheren Jahre halten. Infocom tat sich in diesem Klima schwer, mit der technischen Weiterentwicklung der Heimcomputer innovativ Schritt zu halten, und während Sound, Grafik und Animationen in Computerspielen generell wie auch in Adventures anderer Hersteller wie Sierra und LucasArts immer wichtiger und besser wurden, war die kommerziell erfolgreiche Zeit der reinen Textadventures damit praktisch vorbei. Unter Activision warf Infocom zu keinem Zeitpunkt Gewinn ab, und der Mutterkonzern begann bald damit, die Abteilung Infocom gesundzuschrumpfen und im Grunde abzuwickeln. Nicht-Textadventurespiele von Infocom (BattleTech, Fooblitzky, usw) erwiesen sich zudem mehr oder weniger als Flops. Im Sommer 1989 entschied Activision, den Infocom-Sitz von Cambridge bei Boston zum Mutterkonzern nach Menlo Park in Kalifornien zu verlegen. Vor die Wahl gestellt, den Umzug mitzumachen oder entlassen zu werden, entschieden sich nur fünf der noch verbliebenen Infocom-Mitarbeiter für den Umzug von der Ostküste der USA an die Westküste. Damit war das Ende von Infocom "as we know it" de facto besiegelt.

Infocom danach
Activision, selbst bald in finanziellen Schwierigkeiten inklusive Firmenumbenennungen und Verkauf, benutzt "Infocom" bis heute weiterhin als Label, unter dem verschiedene Adventures und andere Spiele herausgegeben wurden und werden (Return to Zork, Zork: Nemesis, Zork Grand Inquisitor, Simon the Sorcerer (US-Version), usw.), die mit der beliebten Welt der Infocom-Textadventures natürlich wenig gemein haben, sowie für einige Compilations der IF-Adventures (Lost Treasures of Infocom, Classic Masterpieces of Infocom, usw.). Die diversen Autoren der Spiele, hauptverantwortlich für Infocoms guten Ruf und den legendären Status der Infocom-Textadventures, hatten sich unlängst in alle Winde zerstreut, um andernorts Spiele oder Bücher zu schreiben; Brian Moriarty z.B. entwickelte u.A. Loom für LucasArts. Einzig Steve Meretzky, der zwischenzeitlich schon für die "Spellcasting"-Reihe bei Legend Entertainment verantwortlich zeichnete, war später noch für Activision an "Leather Goddesses of Phobos 2" unter dem Infocom-Label beteiligt, da er auch schon den titulären Vorgänger verfasst hatte. Das letzte Aufflackern des "wahren" Infocom ereignete sich auf dem C64, als im November 1990 auf der Kassettenbeilage der britischen Zeitschrift Zzap!64 (Ausgabe 67) das Spiel "Mini Zork" erschien, eine etwas abgespeckte Fassung von Zork und die einzige jemals von Infocom veröffentlichte Tape-Version.

Infocom-Adventures heute
Interactive Fiction erfreut sich als Nischen-Genre nach wie vor einiger Beliebtheit, und Amateur-Autoren schreiben weiterhin IF-Adventures von ansehnlicher Qualität, die in entsprechenden Zirkeln ständig neu erscheinen. Das technische Format der Infocom-Spiele ist unlängst entschlüsselt, reproduziert und erweitert worden, entsprechend gibt es heute eine große Vielzahl von Interpretern für die unterschiedlichsten alten und modernen Computersysteme bis hin zu Spielkonsolen und Handys, so dass auch die klassischen Infocom-Adventures nach wie vor gespielt werden können und ihr legendärer Ruf weitgehend ungebrochen ist.

Vier der Infocom-Adventures wurden zwischen 1991 und 1993 extra für Japan aufgelegt: Neben Zork I und Planetfall gab es noch spezielle Versionen von Enchanter: Wakaki Madōshi no Shirén und Moonmist: Shiroki Kifujin no Nazo.


Spielebibliothek (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Titelbild von "Leather Goddesses of Phobos" (1986).
  • Nie für Commodores 8bit-Systeme erschienene Adventures:
    • Zork Zero: The Revenge of Megaboz (1988)
    • James Clavell's Shogun (1989)
    • Journey: Part One of the Golden Age Trilogy (1989)
    • Arthur: The Quest for Excalibur (1989)
  • "Infocomics":
    • Lane Mastodon vs. the Blubbermen (1988)
    • Gamma Force - The Pit of a Thousand Screams (1988)
    • Zork Quest I - Assault on Egreth Castle (1988)
    • Zork Quest II - The Crystal of Doom (1988)


Werbung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

WP-W11.png Wikipedia: Infocom
WP-W11.png Wikipedia: Infocom Sprache:english