DDR-Kleincomputer

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Der DDR-Klein- und Tastencomputer KC 87 ähnelt den gängigen Heimcomputer der 1980er Jahre.

Die Begriffe KC 85 und Robotron sind bekannte Bezeichnungen für die verschiedenen Heimcomputersysteme der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), die in den 1980-er Jahren in geringen Auflagen entwickelt, produziert und verkauft wurden. Es wurden vier verschiedene Modellreihen für den privaten und gewerblichen Bedarf produziert.

Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der KC 85 bzw. der RFT KC 85 ist ein Heimcomputer- bzw. DDR-Kleincomputersystem des Kombinates Mikroelektronik Erfurt, den es in verschiedenen Ausführungen gab mit den Bezeichnungen KC 85/2 bis KC 85/4. Rund 45.000 Stück wurden produziert. RFT steht für Rundfunk- und Fernmelde-Technik und war ein Markename, der auf den meisten elektronischen Produkten aus Ostdeutschland von ansonsten unabhängigen Unternehmen verwendet wurde.

Der KC 87 bzw. der Robotron KC 87 ist ein seperat entwickelter, inkompatibler Kleincomputer des Kombinates Robotron. Das erste Modell der Serie war der KC 85/1. Rund 30.000 Einheiten wurden hergestellt. Der KC 87 wurde Mitte 1989 durch einen stark verbesserten inkompatiblen "Bildungscomputer" ersetzt, welcher jedoch aufgrund seines Preises kein Heimcomputer mehr war.

Ein weiterer Heimcomputer aus der DDR war der Bausatz Robotron Z 1013, welcher zwar in den ersten Jahren Schaltkreise verminderter Qualität enthielt, dafür aber im Gegensatz zu dem KC 85 und KC 87 auch für Privathaushalte und nach Vorbestellung, wirklich kaufbar war. Im Zeitraum 1985 bis 1990 wurden rund 25.000 Stück hergestellt. Der Z 1013 war mit deutlichem Abstand der preiswerteste Heimcomputer der DDR, sein Kaufpreis entsprach dem Nettomonatsmeinkommen eines einfachen Arbeiters.

Der letzte Heimcomputer aus der DDR war der KC compact, der ebenfalls vom Kombinat Mikroelektronik Erfurt produziert wurde. Dieser wurde im Oktober 1989 eingeführt und war ein Klon des Amstrad CPC. Da Amstrad dies nicht genehmigt hatte, musste die Produktion im Zuge der Rechtsangleichung bei der Wiedervereinigung nur wenige Monate später eingestellt werden.

Technische Gemeinsamkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die DDR hat seit 1980 den Microprozessor Z80 von Zilog sowie seine Supportchips PIO, SIO und CTC unlizenziert nachgebaut. Sie bildeten die technische Grundlage der 8-bit Heimcomputer. Alternativen gab es praktisch keine, der Intel 8080 benötigt wie seine Nachbauten sehr viel mehr Hilfsschaltkreise und Spannungen. Und Klons des MOS 6502 gab es nur in Bulgarien, wo der Apple II nachgebaut wurde.

Für den Expansionsport wurde stets der nach TGL 37271/01 standardisierte K 1520 Bus verwendet. Eine direkt-übergreifende Verwendung von Modulen war jedoch nicht möglich aufgrund kleiner Unterschiede bei den Implementierungen.

Für alle Kleincomputer, bis auf dem KC compact, wurde das HC-BASIC verwendet. Dieses war eine modifizierte und unlizensierte Version des Microsoft BASIC, und somit waren viele Anwendungsprogramme ohne Veränderung übergreifend einsetzbar.

Üblicherweise wurden Fernsehgeräte zur Wiedergabe eingesetzt. Als Programmspeicher diente in vielen Fällen ein Kassettenrecorder, denn eine Floppyeinheit war, sofern überhaupt erhältlich, für den Anwender kaum erschwinglich. Unüblich war jedoch die verwendete Fernsehnorm, so wurde das PAL-Verfahren benutzt und nicht wie sonst das SECAM-Verfahren, bekannt aus dem DDR-Fernsehen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der DDR-Videospielautomat Poly-Play mit seinem modularen K 1520 Mikrocomputer hier sichtbar.

Die Heimcomputer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitte der 1980-er Jahre begann in der DDR die Entwicklung von mehreren Kleincomputern.

Sie waren für den Heimgebrauch ausgelegt und wurden daher anfangs auch als "Home-Computer" bezeichnet. Im Unterschied zu den vielen Software-kompatiblen Nachbauten der DDR (IBM System/360, System/370, PC/XT und PC/AT, DEC PDP-11 und VAX sowie Honeywell Series 16), wurden die Hardware und das Betriebssystem hier frei entwickelt.

Da die Konsumgüterproduktion für das Inland die niedrigste Priorität hatte, waren die lieferbaren Stückzahlen allerdings sehr begrenzt, sodass die Kleincomputer größtenteils in Bildungseinrichtungen und Clubs eingesetzt wurden.

Der Kauf von Kleincomputern war, wie bei fast jeder DDR-Technik, problematisch. Regulär wurden die KCs nur an Firmen und Organisationen abgegeben, nur mit Insiderwissen konnten die Geräte von Privatpersonen vorbestellt werden. Nach einer langen Wartezeit konnten sie dann in Erfurt abgeholt werden.

Als sich 1989 der Zusammenbruch der DDR abzeichnete, versuchte der Hersteller erstmals auch Privatkunden als Absatzmarkt für den KC 85/4 zu erschließen. Dieses scheiterte jedoch an dem sehr begrenzten Angebot an Unterhaltungssoftware sowie der zunehmenden Verfügbarkeit von Heimcomputern aus westlicher Produktion.

Insgesamt lagen die Kleincomputer bei ihrer Veröffentlichung 5 bis 8 Jahre hinter dem technischen Niveau westlicher Heimcomputer: Der KC 87 und Z 1013 war nicht vollgrafikfähig. Und obwohl der KC 85/2 und KC 85/3 vollgrafikfähig sind, ist die Bildschirmausgabe sehr langsam.

Wie alle nicht essenziellen Konsumgüter waren auch Computer in der DDR sehr teuer. Die Einzelhandelsverkaufspreise (EVP) wurden zentral mit deutlichen Preisaufschlägen festgelegt, um essenzielle Güter subventionieren zu können.

Der Poly-Play[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1985 begann die Produktion des einzigen Videospielautomaten Poly-Play in der DDR. Er kam von dem Kombinat der Polytechnik und der Präzisionsgeräte aus dem ehemaligen Karl-Marx-Stadt. Fachliche Unterstützung erhielten die Automatenbauer vom Robotron-Buchungsmaschinenwerk. Der Name Poly-Play setzt sich aus Poly (Griechisch für “viel”) und Play (Englisch für “spielen”) zusammen.

In den bekannten Spielbanken waren die Poly-Play Automaten jedoch nicht zu finden. Die Genehmigung zum Aufstellen konnten sich Besitzer von Ferienheimen, Klubhäusern, Jugendklubs oder Gaststätten beim VEB Staatszirkus holen. Ein Videospielgerät kostete ungefähr 22.000 Mark und die Spiele jeweils zwischen 400 und 700 Mark. Insgesamt wurden nur zirka 2.000 Stück gebaut.

In seinem Inneren befand sich ein K 1520-Mikrorechner mit einem Z80-kompatibelen U880-Prozessor. Der Bildschirm war ein handelsüblicher Farbfernseher Colormat 4506. Verbaut war dieser in einem Holzgehäuse mit Münzeinwurf und Prüfer.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

WP-W11.png Wikipedia: KC 85
WP-W11.png Wikipedia: Robotron KC 87
WP-W11.png Wikipedia: Robotron Z 1013
WP-W11.png Wikipedia: KC compact
WP-W11.png Wikipedia: Poly-Play
WP-W11.png Wikipedia: SECAM
WP-W11.png Wikipedia: Rundfunk- und Fernmelde-Technik
WP-W11.png Wikipedia: Einzelhandelsverkaufspreis
WP-W11.png Wikipedia: DDR

Links zu Emulatoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Videos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]