Atari ST

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Atari ST
Atari 1040STF
Typ 16-bit Computer
Hersteller Atari
Neupreis ? DM / ca. ? Euro, US $599[1]
Erscheinungsjahr 1985
Produktionsende 1994
Prozessor Motorola 68000 @ 8 MHz
Speicher 512 KByte - 4 MByte
OS TOS
Sonstiges -


Der Atari ST war gemeinsam mit dem Amiga von Commodore marktbeherrschend im Bereich der 16-Bit-Heimcomputer. In Europa war der Atari ST in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre der DTP Computer schlechthin. Von Jack Tramiel wurde dieses Modell gezielt als Konkurrent zum Amiga platziert.

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 02.07.1984 wurde die Firma Atari vom vormaligen CEO von Commodore, Jack Tramiel, übernommen, nachdem dieser zuvor im gleichen Jahr bei Commodore entlassen worden war. Tramiel begann sofort damit, größere Veränderungen an der Firmenstruktur und -politik vorzunehmen. Insbesondere setzte er den Schwerpunkt zukünftiger Entwicklungen auf 16-Bit-Technologie in Form des Projektes "Lorraine", dem späteren Amiga. Da Tramiel mit dem für ihn so bekannten harten Verhandlungsstil jedoch die Firma Amiga in die Arme von Commodore trieb, statt deren Technologie selbst übernehmen zu können, stand Atari Ende 1984 mit leeren Händen da. Somit war man gezwungen, einen eigenen 16-Bit-Computer zu entwickeln. Tramiel betraute mit dieser schwierigen und aufgrund des Entwicklungsvorsprungs des Amigas auch zeitkritischen Aufgabe den Ingenieur Shiraz Shivji. Dieser war Tramiel von Commodore zu Atari gefolgt, und wurde nun als Chefentwickler des zukünftigen Atari ST eingesetzt. Das "ST" in der Modellbezeichnung steht für Sixteen/Thirtytwo, also 16/32, in Anspielung auf die 16/32-Bit-Architektur der verwendeten CPU 68000 von Motorola. Tatsächlich gelang es dem Team unter Shivji, den Atari ST innerhalb weniger Monate zur Serienreife zu entwickeln, und ihn noch im gleichen Jahr wie den Erzkonkurrenten Commodore Amiga auf den Markt zu bringen. Aufgrund des äußerst knappen Zeitrahmens, vermutlich aber auch um Entwicklungs- und Produktionskosten zu sparen, verzichtete man im Unterschied zum Amiga darauf, sämtliche im neuen Computer verwendeten Custom-Chips neu zu entwickeln. So wurde beispielsweise als Soundchip eine Variante des bekannten GI AY-3-8910 verwendet, welcher unter anderem auch im Schneider/Amstrad CPC sowie in den MSX-Heimcomputern eingesetzt wurde.
Eine eigene Entwicklung war dagegen der Grafikchip "Shifter", welcher in der Lage war, 16 Farben aus einer Palette von 512 Farbtönen bei einer Auflösung von 320×200 Bildpunkten darzustellen, bzw. 4 Farben in 640×200 Bildpunkten.
Für die Datenspeicherung wurden wahlweise zwei externe Diskettenlaufwerke im damals hochmodernen 3,5"-Format angeboten: Das SF354 mit einer Speicherkapazität von 360 KByte pro Diskette, sowie das SF314, welches die Disketten beidseitig beschreiben konnte und damit auf 720 KByte kam. Das Aufzeichnungsformat war dem von MS-DOS weitgehend ähnlich, so dass beispielsweise Textdateien zwischen PC und Atari ST ausgetauscht werden können.
Da die frühen Modelle nicht über einen HF-Modulator verfügten, war zum Anschluss an handelsübliche TV-Geräte ein im Fachhandel extra zu erwerbendes SCART-Kabel notwendig. Weiterhin standen schon ab Beginn der Auslieferung zwei ausgezeichnete, hauseigene 12"-Monitore zur Verfügung: Der SC1224 Farbmonitor und der monochrome SM124 mit Schwarz/Weiß-Darstellung. Insbesondere letzterer Monitor erwarb sich im Bereich professioneller Anwendungen einen hervorragenden Ruf durch seine gestochen scharfe Darstellung und sein ruhiges Bild. Die Bildwiederholrate war mit bis zu 72 Hz für damalige Verhältnisse außergewöhnlich hoch.
Obwohl dem Atari ST ein BASIC auf Diskette beigelegt war, erfolgte die Bedienung des Computers für die damalige Zeit äußerst fortschrittlich per Maussteuerung über die grafische Benutzeroberfläche GEM der Firma Digital Research. Aufgrund der auffälligen Ähnlichkeit zur Benutzeroberfläche des zeitgenössischen Apple Macintosh entbrannte anfangs ein Rechtsstreit zwischen Apple und Digital Research um die Urheberrechte, der letztlich jedoch außergerichtlich beigelegt werden konnte.
Insgesamt betrachtet war die im ST verwendete Hardware grafisch und soundtechnisch schwächer als die des Hauptkonkurrenten Amiga, zeigte sich gleichzeitig jedoch allen anderen am Markt befindlichen Heimcomputern klar überlegen. Außerdem zielte der Amiga mit seiner Ausstattung und vor allem dem Preis zunächst auf ein deutlich höher angesiedeltes Marktsegment, während der Atari ST in gewohnter Tramiel-Manier zu einem konkurrenzlos günstigen Preis angeboten wurde. Somit war der neue Atari ST auch und vor allem für Heimanwender und Aufsteiger von 8-Bit-Systemen interessant, während der Amiga für den gewöhnlichen Anwender in den ersten beiden Jahren kaum erschwinglich war. Atari setzte daher zwischen 1985 und dem Erscheinen des Amiga 500 im Jahr 1987 deutlich mehr Rechner ab als Commodore.
In Europa avancierte der Atari ST als CAD- und DTP-Computer zum Standard. 1987 bot Atari ein komplettes DTP-System mit Laserdrucker für gerade einmal DM 3000,- an was seinerzeit einer Sensation gleichkam. Professionelle Musiker und Tonstudios nutzten den kompakten ST mit seiner damals einzigartigen integrierten MIDI-Schnittstelle teilweise noch bis Mitte der 1990er-Jahre.
Die fortschreitende Entwicklung der ST-Baureihe mündete schließlich in die Computermodelle Atari TT und Atari Falcon.

Modellversionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

260/520/1040ST[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atari 520ST

Ursprünglich angekündigt waren die Modelle 130ST mit 128 KByte Speicher, sowie der 520ST mit 512 KByte RAM. Da schon bald offensichtlich war, dass eine Speichergröße von 128 KByte keinesfalls ausreichen würde, wurde der 130ST verworfen und durch den 260ST mit doppelter Speichermenge ersetzt.
Da das vorläufige Betriebssystem des 260ST jedoch zunächst noch von Diskette geladen werden musste und alleine bereits volle 192 KByte Speicher belegte, wurde die RAM-Ausstattung des Computers bis zum Verkaufsstart nochmals auf 512 KByte verdoppelt, wobei die Bezeichnung 260ST jedoch beibehalten wurde. Erst nachdem das Betriebssystem TOS in der endgültigen und fehlerbereinigten Version vorlag und fest im ROM des Computers verankert war, erfolgte die Umbenennung in 520ST. Der 260ST konnte dann entsprechend nachgerüstet werden, da dort die ROM-Sockel bereits vorhanden waren.
Weitere Versionen waren die etwas später erschienenen Modelle 520ST+ mit 1024 KByte Speicher sowie 520STM mit integriertem HF-Modulator zum Anschluss an herkömmliche TV-Geräte.
1986 erschien als erste größere Modifikation der Atari 1040ST, der sich von allen anderen Versionen neben seinem 1024 KByte großen Speicher durch ein deutlich vergrößertes Gehäuse unterschied, welches wegen der integrierten Floppy SF314 sowie dem eingebauten Netzteil aber insgesamt dennoch deutlich kompakter ausfiel als die herkömmlichen Modelle mit separat anzuschließenden Geräten. Auch vom 1040ST erschien eine Variante mit eingebautem HF-Modulator als 1040STFM.
Wiederholt kritisiert wurde in den einschlägigen Fachmagazinen die in allen Modellen verbaute minderwertige Tastatur mit viel zu schwammigem Anschlag, welche den Nutzwert der Computer für professionelle Anwendungen, hier insbesondere Textverarbeitung und vergleichbare Applikationen, deutlich schmälerte.

Mega ST[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atari Mega ST

Ab 1987 wurde der Atari ST in einer für professionelle Anwender optimierten Variante hergestellt. Der Mega ST verfügte über ein Desktopgehäuse mit abgesetzter Tastatur, welche von erheblich besserer Qualität als jene der normalen ST-Modelle war. Zusätzlich bestand die Möglichkeit, über die sogenannte ACSI-Schnittstelle, eine Atari-spezifische SCSI-Variante, den Computer mit einer Festplatte auszurüsten. Die Speichergröße betrug je nach Modell 1 bis 4 MByte. Ansonsten blieb die technische Ausstattung der Computer weitgehend unverändert.

1040STE[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erst 1989 erschien eine ernstzunehmende Antwort auf den schon 1987 begonnenen Siegeszug des Amiga 500. Der Grafikprozessor des neuen Atari 1040STE verfügte über eine erweiterte Farbpalette von 4096 Farbtönen sowie implementiertes Hardware-Scrolling. Weitere Verbesserungen betrafen Stereosound sowie mit dem sogenannten Blitter einen Co-Prozessor, welcher die CPU insbesondere bei Grafikberechnungen stark entlastete. Der Blitter kam auch schon in späten normalen 1040ST-Modellen zum Einsatz, und konnte bei älteren Rechnern teilweise nachgerüstet werden.
Der Speicherausbau konnte durch die Verwendung standardisierter SIMM-Module einfach und kostengünstig auf maximal 4 MByte vergrößert werden. Atari selbst entwickelte nur Prototypen größerer Modelle wie den 4160STE, der jedoch nie in nennenswerten Zahlen in den Handel gelangte. Hingegen wurde für spezielle Märkte wie England oder Frankreich mit dem 520STE eine im Speicher verkleinerte Variante mit der neuen Technik angeboten.
Ebenfalls nicht über das Prototypstadium hinaus kamen Varianten des STE mit integriertem, zusätzlichen Intel-Prozessor zur Erlangung weitgehender Kompatibilität mit den PCs von IBM.
Durch die Implementierung der verbesserten Grafikfähigkeiten sowie die dadurch notwendigen Änderungen am Betriebssystem ergaben sich Inkompatibilitäten bei vielen bestehenden Programmen für die bisherige ST-Serie. Auch wurden die neuen Fähigkeiten nur von wenigen Programmen wirklich genutzt, da dies bedeutet hätte, dass sie auf den älteren Rechnern nicht lauffähig gewesen wären und damit auf einen großen Teil der potentiellen Käuferschaft verzichtet hätten. Somit war dem STE der Erfolg des in etwa gleichstarken Amiga 500 verwehrt, welcher bereits seit zwei Jahren von allen großen Softwarehäusern unterstützt wurde, und von Anfang an zu seinem Vorgängermodell kompatibel war. Da gleichzeitig der ältere Atari 1040STFM weiterhin angeboten wurde, noch dazu zu einem deutlich geringeren Preis, blieb dem STE der Markterfolg versagt und die Verkaufszahlen blieben deutlich hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurück.

TT/Falcon[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als letzte Evolutionsstufe der ST-Baureihe kann man den ab 1990 gebauten Atari TT mit echtem 32-Bit-Prozessor Motorola 68030, mindestens 2 MByte RAM und Auflösungen von bis zu 1280×960 Pixeln (monochrom), sowie ab 1992 den Falcon 030 mit einer 16-Bit-Farbpalette (65.536 Farben) bei 640×480 Pixeln und 4 bis 14 MByte Speicher betrachten.

Links[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

WP-W11.png Wikipedia: Atari ST

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Atari 520ST bei oldcomputers.net Sprache:englisch