TI-99/4A

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TI-99/4A
TI-994A.jpg
Typ Heimcomputer
Hersteller Texas Instruments
Neupreis USD 525,-
Erscheinungsjahr 1981
Produktionsende 1984
Prozessor TMS9900 @ 3 MHz
Speicher 16 KByte, max. 48 KByte
OS TI-BASIC, GPL
Sonstiges Vorgänger: TI-99/4


Der TI-99/4A von Texas Instruments war ein früher Heimcomputer und einer der ersten Computer auf dem Anfang der 1980er-Jahre entstehenden Heimcomputermarkt. Zugleich war er der erste 16-Bit-Heimcomputer überhaupt. Bis zur endgültigen Produktionseinstellung im März 1984 wurden weltweit ca. 2,5 Millionen Exemplare verkauft.

Hardware[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der TI-99/4A war ein klassischer Tastaturcomputer in einem aluminiumverkleideten Kunststoffgehäuse. Im Unterschied zu den meisten zeitgenössischen Konkurrenten, welche zumeist über Folien- oder Gummitasten bedient werden mussten, verfügte er bereits über eine vollwertige, schreibmaschinenähnliche Tastatur. Er war darüber hinaus mit einer Reihe von Schnittstellen ausgestattet, an welche u.a. Joysticks (nicht standardisiert), externe Diskettenlaufwerke, Speichererweiterungen, Steckmodule und mit zusätzlichem Adapter auch handelsübliche Kassettenrecorder angeschlossen werden konnten.
Die Bildausgabe erfolgte über einen mitgelieferten HF-Modulator an gewöhnliche TV-Geräte, je nach Markt als PAL-, SECAM- oder NTSC-Signal.
Herzstück des TI-99/4A war die für die damalige Zeit sehr fortschrittliche und leistungsfähige 16-Bit CPU TMS9900, hier mit 3 MHz getaktet. Außerdem standen dem Hauptprozessor mehrere Coprozessoren zur Unterstützung zur Verfügung, u.a. der Videochip TMS9918A, der später auch in den MSX-Computern verwendet wurde, sowie der Soundchip TMS9919 mit 3 unabhängigen Tonkanälen plus Rauschgenerator. Für I/O-Funktionen sowie als Taktgenerator waren weitere Coprozessoren verbaut.
Die Grafikfähigkeiten waren gemessen am Standard der damaligen Zeit überdurchschnittlich. Lediglich die Computer von Atari konnten diesbezüglich noch bessere Werte vorweisen. So konnte der TI-99/4A eine Auflösung von maximal 256×192 Pixeln aus einer Palette von 16 Farbtönen darstellen, und nicht weniger als 32 Sprites. Wollte man die grafischen Möglichkeiten jedoch voll ausnutzen, so ging dies nur zu Lasten des Hauptspeichers, welcher mit 16 KByte recht knapp bemessen war, da der Videochip bei maximaler Auflösung alleine bereits ca. 12 KByte benötigte, je nach Verwendung der Sprites auch darüber hinaus. Viele TI-Besitzer rüsteten daher den Speicher mittels der optional erhältlichen Speichererweiterung auf 48 KByte auf.
Neben den standardmäßigen 16 KByte RAM verfügte der Computer über relativ üppige 26 KByte ROM, welche u.a. das TI-BASIC sowie die TI-eigene Programmiersprache GPL (Graphics Programming Language) enthielten.

Technische Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der TI-99/4A wies im Vergleich mit anderen zeitgenössischen und auch später erschienenen Heimcomputern einige außergewöhnliche technische Eigenheiten auf, welche dem Verkaufserfolg im Nachhinein betrachtet nicht förderlich waren.
Die Kombination der starken 16-Bit-CPU mit der restlichen, 8-Bit-basierten Hardware machte einige Kompromisse erforderlich, welche durch die TI-Ingenieure nicht immer glücklich gelöst wurden. So wurde beispielsweise zur Programmierung die TI-eigene Programmiersprache GPL verwendet. Unglücklicherweise war diese jedoch nicht direkt auf der Benutzerebene verfügbar, sondern wurde über einen eingebauten Interpreter über das integrierte TI-BASIC angesprochen. Eingegebene BASIC-Befehle wurden also zunächst in GPL umgewandelt, dann erst durch einen GPL-Interpreter in Maschinencode ausgeführt. Wegen dieser stets notwendigen, zweistufigen Abarbeitung der Befehle war das eingebaute BASIC des TI-99/4A trotz des schnellen und leistungsstarken Prozessors eines der langsamsten aller damaligen Heimcomputer. So war z.B. der BASIC-Dialekt des ein Jahr später auf den Markt gekommenen C64 trotz dessen mit nur 0,98 MHz getakteter CPU um ein Vielfaches schneller.
Eine weitere Eigenheit war die Tatsache, dass der Computer Steckmodule nur dann ansprechen konnte, wenn diese mit den von TI entwickelten GROM-Chips bestückt waren. Texas Instruments wollte auf diesem Wege die Verbreitung von Software auf Steckmodulen durch Drittanbieter kontrollieren und an jedem verkauften Modul mitverdienen, da die notwendigen, kostspieligen Chips nur direkt bei TI erhältlich waren. Vermutlich um den Absatz von Steckmodulen anzukurbeln, standen in der Anfangszeit auch keinerlei externe Speichermedien zur Verfügung, ein Adapter zum Anschluss handelsüblicher Kassettenlaufwerke sowie ein 5 1/4"-Diskettenlaufwerk wurden erst deutlich später nachgereicht.
Ebenfalls als eher kurios zu bezeichnen ist die Tatsache, dass der in der Grundversion enthaltene Speicher von 16 KByte eigentlich dem Videochip als VRAM zugeordnet ist. Der CPU selbst stehen ohne Speichererweiterung gerade einmal 256 Byte (!) eigener Speicher zur Verfügung. Programme, die den Grafikspeicher nutzen (was alle Programme betrifft, solange keine Speichererweiterung zur Verfügung steht), sind daher gezwungen zum Speicherzugriff den Weg über den Videoprozessor zu nehmen, was zusätzlich zu den schon genannten Eigenheiten des BASIC eine nochmalige Verlangsamung bedeutet.


TI Extended BASIC[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Extended BASIC mit Anleitung

Bei dem schon bald nach der Markteinführung des Computers nachgereichten, zusätzlich zu erwerbenden Extended Basic-Modul handelt es sich keineswegs nur um eine Befehlserweiterung des eingebauten BASIC-Dialekts, sondern vielmehr um ein vollständig neues, abwärtskompatibles BASIC durch welches der alte Befehlssatz komplett deaktiviert wurde. Auch wurden auf diesem Weg Korrekturen an den auch von Texas Instruments erkannten Unzulänglichkeiten des Betriebssystems vorgenommen.
Mit diesem immerhin 32 KByte großen Steckmodul wurden nicht weniger als 35 neue BASIC-Befehle implementiert, beispielsweise zur direkten Programmierung von Sprites. Die wichtigste Neuerung war aber die Tatsache, dass das Extended Basic größtenteils in Maschinensprache geschrieben war und direkt ausgeführt werden konnte, ohne den zeitraubenden Umweg über den GPL-Interpreter nehmen zu müssen. BASIC-Programme konnten dadurch erheblich schneller abgearbeitet werden als unter dem normalen TI-Basic. Auch Programme, die für das originale TI-BASIC geschrieben worden waren und keinen Gebrauch von den neuen Befehlen machten, wurden mit dem Extended Basic-Modul erheblich schneller ausgeführt als zuvor.
Weiterhin integriert wurde eine Boot-Funktion von externen Medien, damals noch ein ungewöhnliches Feature.
Als Nachteil benötigte das Modul jedoch weitere 2 KByte vom ohnehin knappen RAM. Dennoch waren die insgesamt hierdurch erzielten Verbesserungen am System so groß, dass sehr viele Besitzer eines TI-99/4A ein Extended Basic-Modul erwarben. Die in den einschlägigen Computermagazinen der damaligen Zeit veröffentlichten Programme in Form von Listings zum abtippen setzten schon bald überwiegend das Vorhandensein des Extended Basic-Moduls Voraus und machten dieses de facto zum Standard.

Markterfolg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verkaufszahlen des TI-99/4A waren insgesamt betrachtet nicht schlecht, entsprachen aber dennoch nicht den Erwartungen des Herstellers. Die Gründe hierfür lagen zum einen im Anschaffungspreis, der trotz einer im Vergleich zum Vorgängermodell TI-99/4 fast schon dramatischen Preissenkung immer noch relativ hoch war, zum anderen aber auch an den systembedingten Nachteilen des Computers. Texas Instruments sorgte durch seine Politik, keinerlei technische Spezifikationen oder ROM-Listings herauszugeben und nach Möglichkeit Produkte von Drittanbietern zu verhindern, für weitere Verstimmung sowohl bei der potentiellen Käuferschaft, als auch bei Zubehör- und Spieleanbietern. Durch den äußerst knapp bemessenen und für aufwändige Grafikdarstellung schlichtweg zu kleinen Speicherausbau erschienen die meisten Spiele und sonstigen Programme für den Computer auf den relativ teuren Steckmodulen, welche zumindest für den Programmcode ihren eigenen Speicher mitbrachten, aber kostspielig in der Anschaffung und schwer bis gar nicht zu kopieren waren. Das machte den Computer für die in Entstehung begriffene "Pausenhofszene", also jugendliche User welche Programme kopierten und tauschten, uninteressant. Den Softwarefirmen war dieser Umstand vermutlich willkommen, andererseits verhinderte er aber den größeren Absatz von TI-Computern, da sich diese nicht unbeträchtliche Anzahl an Käufern anderen Systemen zuwandte, die keine solchen Beschränkungen hatten.
Um den Computer als Heimanwender selbst vernünftig programmieren zu können, war die Anschaffung des Extended Basic-Moduls fast schon zwingend erforderlich. Wollte man hochauflösende Grafik und Sprites verwenden, benötigte man zusätzlich noch eine entsprechende Speichererweiterung. Alleine dadurch hatte sich der Anschaffungspreis des Computers dann annähernd verdoppelt.
Da außerdem fast zeitgleich zum TI mit dem Commodore VC20 ein weiterer Mitbewerber auf dem Heimcomputermarkt erschien, der zwar technisch schwächer war, aber erheblich billiger produziert werden konnte und für sensationelle USD 299,- in den Handel kam, wanderte ein großer Teil der potentiellen Käufer zu diesem System ab. Der VC20 wurde darüber hinaus auch wesentlich cleverer vermarktet und beworben, und sprach gezielt Neueinsteiger an, welche sich erstmals mit dem Thema Computer auseinandersetzten. Der ein Jahr später erschienene C64 war grafisch und soundtechnisch stärker ausgestattet, wurde gemessen an seinen Fähigkeiten zu einem konkurrenzlos niedrigen Preis angeboten und verdrängte den TI-99/4A endgültig aus der Käufergunst. Das in etwa zeitgleiche Erscheinen des Sinclair ZX Spectrum als weiteren, günstigen und leistungsfähigen Farbcomputer kostete TI zusätzliche Marktanteile.

Produktionsende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

TI99/4A in beige

Spätestens mit der Einführung des C64 1982 war das Schicksal des TI-99/4A besiegelt. Der neue Commodore konnte schon ab Werk fast alles ein wenig besser als der TI, war aber dramatisch billiger als ein voll aufgerüsteter TI-99/4A. Texas Instruments war aufgrund der teuren Komponenten trotz umfangreicher Bemühungen zur Senkung der Produktionskosten nicht annähernd in der Lage, den TI-99/4A zu einem wettbewerbsfähigen Preis anzubieten, da auch die Konkurrenz regelmäßig die Preise senkte. Die Produktion fuhr nun Verluste für die Firma ein. Nach einer deutlichen Preissenkung des neuen Commodore 64 im Jahr 1983 und der Markteinführung der überarbeiteten und ebenfalls deutlich verbilligten Atari-Computer der neuen XL-Serie, zog man bei Texas Instruments schließlich die Reißleine. Ende Oktober 1983 wurde die Einstellung der Produktion des TI-99/4A und damit der Ausstieg aus dem Heimcomputermarkt bekanntgegeben. Gleichzeitig wurde der Preis des Computers auf unglaublich günstige USD 100,- gesenkt, vermutlich um die Restbestände zügig abverkaufen zu können. Nachdem nun keine neuen Komponenten mehr produziert wurden, montierte man noch bis 1984 Computer aus vorhandenen Lagerbeständen. Im Frühjahr 1984 verließ schließlich der letzte TI-99/4A die Fabrik. Der Preis betrug in diesem letzten Quartal gerade noch sagenhafte USD 49,95 was den Computer am Ende zu einem konkurrenzlos guten Angebot machte.


Optionales Zubehör[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

TI99/4A mit Modulbox und Zubehör

Für den TI-99/4A war eine umfangreiche Palette an Zubehör verfügbar, zumeist direkt vom Hersteller Texas Instruments. Dazu gehörten unter anderem :

  • 32 KByte Speichererweiterung PHP1260
  • 5¼" Diskettenlaufwerk PHP1850 mit 89 KByte Kapazität pro Diskettenseite
  • Modulbox PHP1200 mit 8 Modulsteckplätzen und 2 Schächten für Floppylaufwerke
  • Programmrecorder PHP2700 auch zur Aufzeichnung/Wiedergabe von Musik geeignet
  • Extended BASIC Steckmodul PHM3026
  • TI Speech Synthesizer PHP1500 Erweiterungsmodul für Sprachausgabe zum Anschluss am Expansion Port

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Exklusiv für den US-Markt erschien 1983 eine überarbeitete Version des TI-99/4A in beigem Gehäuse ohne Aluminiumverkleidung. Es handelt sich hierbei um eine kostenreduzierte Version, die in erster Linie durch ein überarbeitetes und wesentlich höher integriertes Mainboard deutlich billiger zu produzieren war. Aufgrund der bald nach der Markteinführung gefallenen Entscheidung zur Einstellung der Heimcomputerherstellung, fand diese Version nicht mehr den Weg nach Europa.
Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des bevorstehenden Produktionsendes befanden sich bereits zwei Nachfolger für den TI-99/4A in der Entwicklung, und sollten auf der nächsten CES der Öffentlichkeit präsentiert werden: Der weiter kostenreduzierte TI-99/2 als günstige Einsteigervariante, sowie der mächtige TI-99/8 als Antwort auf den C64 mit 10-MHz-CPU, 64 KByte RAM plus 16 KByte Video-RAM, Extended Basic II und integriertem Sprachsynthesizer. Obwohl bereits weit fortgeschritten, kamen beide Modelle aufgrund des Rückzugs von Texas Instruments aus dem Heimcomputermarkt nicht mehr zur Auslieferung und existieren nur als Prototypen.

Bildergalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


deutschsprachige Bedienungsanleitungen
TI-99/4A HF-Modulator (PAL)
TI-99/4A Netzteil



TI-99/4A mit Solid State Modul
Kabel für Kassettenrekorder
Platine von Extended BASIC


Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Schwinn (Data Becker): TI-99 Tips & Tricks, ISBN 3-89011-006-1
  • Forster (GAMEplan): Spielkonsolen und Heimcomputer, ISBN 978-3-00-024658-6

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

WP-W11.png Wikipedia: TI-99/4A