Datassette

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Datassette
Die Datassette 1530
Typ Datenrekorder
Hersteller Commodore
Neupreis 95 US$
Erscheinungsjahr 1978
Produktionsende 199?
Sonstiges verschiedene Modelle


Datassette (oder auch Datasette) ist der Begriff für die von Commodore vertriebenen, ursprünglich C2N genannten Kassettenlaufwerke (im Computerbereich auch Datenrekorder genannt bzw. im Englischen allgemein als tape oder tape recorder bezeichnet) wie Commodore 1530 (für die Computer VC-20, C64, C128, sowie PET bzw. CBM 2000/3000/4000/8000/9000) und Max Machine, bzw. die 1531, für die Computer C16/116, Plus/4) oder ihre Speichermedien. Das Kunstwort Datassette leitet sich aus der Bezeichnung Daten- (engl. für Data) Kassettenrekorder ab.

Sie stellten eine vor allem bei Einsteigern beliebte, da günstige (ca. 70 US$), Alternative zu den teuren Floppylaufwerken dar. Der langsame Datentransfer von etwa 60 bis 70 Bytes/s konnte durch Schnelllader auf maximal das circa 10-fache gesteigert werden. Allerdings ließ die mangelnde Flexibilität durch die lineare Datenspeicherung die Datassette aus der Mode kommen, als Diskettenlaufwerke günstiger wurden. Auf dem C128 war die Datassette bereits vollkommen unpopulär.[1]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anschluss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Datassette C2N bzw. 1530 wird am Datassettenport angeschlossen, einem 12-poligen Platinenstecker mit Schlitz zwischen den Polen 2 und 3. Dieser Port ist für den Datentransfer und für die Stromversorgung zuständig. Eigentlich handelt es sich nur um einen 6-poligen Anschluss, da die Pole der Ober- und Unterseite identisch belegt sind. Bei Computern mit Metallgehäuse (PET, C128 DCR) sollte man das seitlich aus dem Datassettenstecker heraushängende Abschirmungskabel mit dem Rechnergehäuse verschrauben, bei den anderen Rechnern kann es einfach abgeschnitten bzw. besser ins Steckerinnere verfrachtet werden.

Die 1531 wird stattdessen an eine 8-polige Mini-DIN-Buchse (ähnlich PS/2-Tastaturanschluss am PC) angeschlossen. Die Signale sind allerdings die gleichen wie bei den anderen Datassetten, daher kann man sich relativ einfach Adapter in beiden Richtungen bauen. In den 1980er Jahren wurden solche Adapter auch verkauft.

Funktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Commodore-Datassette bot etwas mehr Komfort für Computerbenutzer als die handelsüblichen Musik-Cassettenrecorder, wie sie etwa mit dem Sinclair ZX Spectrum und anderen Heimcomputern üblicherweise verwendet wurden. Über eine Sense-Leitung kann der Rechner erkennen, ob eine Taste an der Datassette gedrückt ist, allerdings nicht, um welche Taste es sich handelt. Der Motor der Datassette kann vom Rechner aus per Software ein- und ausgeschaltet werden. Zusätzlich hat die Datassette eingebaute Schmitt-Trigger, ihre Signale sind also auf der Spannungsdimension digital. Auf der Zeitdimension handelt es sich allerdings weiterhin um analoge Signale, da die Datassette keinen Taktgeber o.ä. besitzt.

Heute ist die Datassette von einigen Retrocomputing-Freaks als kultig-trashiges Symbol für die Langsamkeit der Computer der frühen 1980er wieder entdeckt worden. Es wird auch gelegentlich neue Software auf Datassetten bzw. Kassetten veröffentlicht.

Es gibt sogar Hardware-Adapter zum Zwischenschalten eines Lautsprechers, um damit Audio-Kassetten abzuspielen.

Ansteuerung unter BASIC[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die diversen CBM-BASIC-Varianten erlauben nahezu allesamt die Verwendung der Datassette und binden dieses Laufwerk mit Geräteadresse 1 ein. Mit den Befehlen LOAD, SAVE, VERIFY können Programme geladen, gespeichert und überprüft werden. Mittels Dateioperationen lassen sich auch Daten auf Band verwalten. Die dafür vorgesehenen Befehle OPEN, CMD, PRINT#, GET#, INPUT#, CLOSE erlauben dabei das Ablegen und Abrufen von beliebigen Daten. Diese Daten haben ein eigenes Format, bei dem die Daten in getrennten Blöcken (in der Größe des Kassettenpuffers, ab $033C) gespeichert sind, im Gegensatz zu Programmen, die in einer einzelnen zusammenhängenden Sequenz (die allerdings auch in Blöcken organisiert ist) gespeichert sind.

Im Direktmodus ist auch beim C64 mit der Tastenkombination Shift +RUN/STOP  eine Art Autostartmechanismus eingebaut, der das nächste am Band befindliche Programm lädt und per RUN startet.

Diverse Schnellladern lassen sich über eine separate Geräteadresse (beliebt ist 7) als zusätzliches "Gerät" ansprechen, welches .

Bei etlichen Floppy-Speeder-Lösungen (u.a. SpeedDOS) ist die Datassette-Unterstützung verloren gegangen, wo die Code-Bereiche im KERNAL anderweitig benötigt werden.

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab zwar speziell als Computer-Kassetten, Daten-Kassetten oder "Datassetten" bezeichnete Kassettenbänder, allerdings waren diese teuer und boten weniger Speicherplatz als herkömmliche Kassetten an, so dass meistens handelsübliche Audio-Kassetten als Datassette bzw. Daten-Kassette genutzt wurden. Vorteil der speziellen Kassetten ist die kürzere Durchspulzeit.
Kürzere Bänder weisen zudem eine höhere Stabilität auf, da das Trägermaterial stärker ist und damit das Band strapazierfähiger und langlebiger ist.

Die Verwendung von herkömmlichen Ferrit-Kassetten (Eisenoxid, Typ I/IEC I) mit der Datassette wird empfohlen, da deren Schreibkopf nicht auf Chromdioxid- oder gar Metall-Bänder ausgelegt ist.

Audio-Kassetten sind zwar als Medium in der Musikbranche ca. seit 2004 weitgehend verschwunden, sie werden aber bis heute noch produziert und speziell im Retroumfeld sind diese dann mit Hinblick auf die nostalgische Komponente wieder zu finden, z.B. auch als ergänzendes Distributionsmedium bei periodischen Schriften.[2]

Archivierung und Restauration[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wiederherstellung alter Kassetten, die gut 30 Jahre oder älter sind, birgt etliche Tücken in sich, kann aber mit Hilfe diverser Tools gemeistert werden.[3] Wenn es sich nicht um selbstgemachte Aufnahmen handelt (etwa Magazinausgaben auf Kassette, Spiele), hilft es mitunter bei Leseproblemen mehrere Exemplare zu besorgen oder Quellen[4] heranziehen, die bereits eine Restaurierung (günstigerweise zu einem früheren Zeitpunkt) vorgenommen haben. Letzteres ist recht nützlich, da damit ein Vergleich und eine Bewertung der Daten vorgenommen werden kann (denn auch die andere Quellen könnten ja zu einem gewissen Grad fehlerhaft sein).

Im Groben die Schritte für eine Wiederherstellung:

  1. Justage und Reinigung der Laufwerks, speziell des Tonkopfs. Das Programm HeadAlign hilft dabei.
  2. Übertragung der Aufnahmen in eine WAV-Datei und Konvertierung in eine TAP-Datei, z.B. mit dem alten aber guten tape64 (Windows-Applikation).
  3. Überprüfung und Bewertung der Datenqualität und des Restaurationserfolges auf Basis von Prüfsummen, z.B. mit tapeclean.
  4. Verifikation und Vergleich mit anderen Quellen, um über die Richtigkeit des Inhaltes eine Aussage zu treffen.

Grundsätzlich gilt die Regel, Bänder so früh wie möglich zu digitalisieren.

Kassettenhülle und -aufkleber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modelle und Zubehör[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andere Hersteller:

Wartung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reinigung des Tonkopfes und der Transportmechanik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl es sogenannte Bandreinigungssets für Kompaktkassetten in Umlauf waren und noch sind, wird von der Verwendung abgeraten. Das Reinigungsband hat eine abriebfördernde Wirkung auf den Tonkopf (speziell die Trockenreinigungskassetten ohne Flüssigkeit) und es werden genau nur jene Stellen des Tonkopfs und der Andruckrollen etc. erreicht, die sich auf die Bandbreite beschränkt. Ein nicht unwesentlicher Teil der Verschmutzung befindet sich aber auch im Umfeld der Bandlaufspur. Deswegen erreicht hier grundsätzlich Handarbeit den besseren Reinigungseffekt. Nur bei Geräten, deren Tonkopf recht unzugänglich ist, wäre ein solches Reinigungsset eine zumindest notdürftig Lösung, nicht aber bei bei einer Datasette.[5]

Folgende Utensilien sind notwendig:

  • Wattestäbchen bzw. Q-tips
  • Isopropylalkhol, möglichst in Reinform, ca. 90 % (aus der Apotheke) oder falls man doch ein Bandreinigungsset (auch Video) zur Hand hat, kann auch die dort beigelegte Flüssigkeit verwendet werden (die meist auf ähnlicher Basis ist).
    Auf keinen Fall andere Flüssigkeiten, wie Wasser, Allzweck- oder Glasreiniger, Putzbenzin, Nitro etc. verwenden. Diese können den Tonkopf angreifen, Ablagerungen anderer Art hervorrufen oder gar zu Auflösungserscheinungen beim Tonkopf führen.

Vorgangsweise:

Warnung! HINWEIS: Dieser Artikel dient nur zur Information. Das C64-Wiki übernimmt keine Haftung bei misslungenen Selbstbauversuchen oder Schäden, die durch Anwendung der hier erwähnten Bauanleitungen entstanden sind!

Das Aufschrauben des Gehäuses ist nicht notwendig.

  1. Flachdeckel öffnen
  2. Play-Taste drücken, damit der Tonkopf heraus gedrückt wird und damit leichter zugänglicher wird.
  3. Tonkopf (silber), Löschkopf (weiß), Rollen, Führungsstäbe mit dem in Isopropylalkohol dezent getränkten (besprühten) Wattestäbchen reinigen, eventuell in mehreren Gängen, falls die Verschmutzung hartnäckiger sein sollte.

Zum Vergleich siehe auch Schreib-/Lesekopfreinigung beim Diskettenlaufwerk.

Justage des Tonkopfes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kann mit Hilfe eines Schraubendrehers und einem Datassettenjustageprogramm‎‎ durchgeführt werden. Den Anweisungen des Programms ist zu folgen, damit erfolgreich die Datassette mit Schnellladern wie Turbo Tape oder im Normalbetrieb funktioniert.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

WP-W11.png Wikipedia: Datassette

Quellen

  1. Gelfand, Felt, Strauch, Krsnik: Das Anti-Cracker-Buch, 2. unveränderte Auflage, Düsseldorf: Data Becker (1988), ISBN 3-89011-253-6. Das Buch behandelt eigentlich Kopierschutzverfahren für den C64 mit Datasette und Diskettenlaufwerk. Im letzten Kapitel werden alle vorigen Kapitel des Buches daraufhin abgeklopft, ob und wie sich die vorgestellten Verfahren auch beim C128 (im C128-Modus) nutzen lassen. Zum Kapitel Kopierschutz mit der Datasette heißt es dann: "Die Datasette ist als Speichermedium beim C128 dermaßen unpopulär, dass es sich wohl kaum lohnen würde, komplexe Kopierschutzmaßnahmen zu beschreiben..." (Zitat von Seite 372)
  2. Kilobyte Magazine 2017-2, p. 10-11 - Loaded: Brandnew tapes made in Germany Sprache:englisch
  3. pagetable.com: Archiving C64 Tapes Correctly Sprache:englisch
  4. C64 TOSEC Collection Sprache:englisch
  5. Forum64: Futter für die Datasette: Marktübersicht Audio-Kassetten 2009 (Erfahrungen und Tipps zur Reinigung und Pflege der Datasette)